Kaum Erholung für Busreiseunternehmen

LANGENFELD. Die Situation für Busreiseunternehmen in Nordrhein-Westfalen hat sich fünf Monate nach Ende des zweiten Lockdowns kaum verbessert. Das ist das Ergebnis der aktuellen Online-Umfrage des Verbands Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen e. V.. In Teilen fiel sie zwar besser aus als die erste Online-Umfrage im Juli kurz nach Aufhebung des Busreiseverbots. Dennoch wirken sich die landes- und bundesweit stark steigenden Infektionszahlen, volle Intensivstationen mit Ungeimpften, Impfdurchbrüche sowie die Verschärfung der Corona-Maßnahmen (2G z. B. in Sachsen) negativ auf die Reisebranche aus. „Natürlich war eine Erholung von jetzt auf gleich nicht zu erwarten. Doch die Zahlen zeigen eindeutig, wie tief unsere Reisebusunternehmen in der Krise stecken und dass es noch sehr lange dauern wird, bis sich das Geschäft auch nur annährend normalisiert“, sagt NWO-Geschäftsführer Christian Gladasch. Die Verunsicherung bliebe – sowohl bei den Unternehmern als auch bei den Reisegästen. Die Umfrageergebnisse im Einzelnen:

Nicht wirtschaftlich
Bei der prozentualen Auslastung der Reisebusse haben sich die Zahlen etwas gebessert. Im Juli gaben 72,4 Prozent der befragten Busunternehmerinnen und Busunternehmer an, dass sie seit Beendigung des Lockdowns Fahrten nur bis zu einem Umfang von 10 Prozent durchgeführt haben. Diese Zahl ist jetzt auf 24,2 Prozent gesunken. Die Mehrheit (30,3 Prozent) hat eine Auslastung von bis zu 30 Prozent. 6,9 Prozent schaffen es sogar bis über 50 Prozent. 1,5 Prozent gaben an, den Gelegenheitsverkehr komplett aufgegeben zu haben. Gladasch: „Der Gelegenheitsverkehr fährt weit unter seiner Wirtschaftlichkeit. Ein Großteil der Unternehmen kann nur durch das zweite Standbein im ÖPNV seine Existenz sichern.“

Verändertes Buchungsverhalten
Deutlich verschoben hat sich das Buchungsverhalten der Kunden. Im Juli sagten noch 62,1 Prozent, dass ihre Kunden zögerlich sind und sich mit der Buchung Zeit lassen. Diese Zahl hat sich auf 30,3 Prozent nach unten korrigiert. 36,4 Prozent beschreiben das Buchungsverhalten ihrer Kunden als „spontan“, im Juli waren es lediglich 3,4 Prozent. Die aktuellen Corona-Regeln für Fahrten im Reisebus stellen für Unternehmen und Kunden indes kein Hemmnis mehr dar. 48,5 Prozent antworteten, dass die Regeln kein Problem sind. Im Juli waren die Hemmnisse noch größer, da es unter anderem eine Kapazitätsbegrenzung und Maskenpflicht für Fahrten mit immunisierten und nicht immunisierten Fahrgästen gab.

Spitzenreiter Deutschland
Gefragt nach den beliebtesten Reisezielen liegen deutsche Ziele mit 90,9 Prozent (Juli: 77,6 Prozent) an der Spitze, gefolgt von den Grenzregionen wie Niederlande, Belgien, Österreich oder Frankreich mit 30,3 Prozent (Juli: 17,2 Prozent). Favorisiert werden auch Fahrten in die nähere Umgebung (28,8 Prozent). Das Schlusslicht bilden andere EU-Länder mit 10,6 Prozent.

Weihnachten und Silvester: Mageres Geschäft
In der kommenden Woche starten mancherorts bereits die ersten Weihnachtsmärkte und auch die Planungen für Silvester laufen bereits. 47 Prozent bieten Tagesfahrten zu Weihnachtsmärkten an, 45,5 Prozent mehrtägige Silvesterreisen. Trotz des Angebots an Fahrten zu Weihnachtsmärkten oder Silvesterreisen fällt die Buchungslage mager aus: Bei 60 Prozent sind bislang nur „sehr wenige“ Buchungen eingegangen, bei 37,5 Prozent sieht es „sehr gut“ aus.

Klassenfahrten: Massiver Einbruch
Zurückhaltung üben die Kunden auch bei Reisen im kommenden Jahr. 63,6 Prozent sagten, dass sie bislang nur „sehr wenige“ Buchungen hätten. Bei 27,3 Prozent sei die Buchungslage „gut, aber weit hinter der vor Corona“. Einen massiven Einbruch erleben die Busreiseunternehmen bei den Klassenfahrten für das zweite Halbjahr 2021. 33,3 Prozent der Befragten antworteten, dass sie weniger als 10 Prozent an Aufträgen im Vergleich zu 2019 erhalten haben, 25,8 Prozent weniger als 30 Prozent und 19,7 Prozent weniger als 50 Prozent. 2022 sieht es bis dato nicht besser aus: 24,2 Prozent wurden mit weniger als 10 Prozent von 2019 beauftragt, 30,3 Prozent mit weniger als 30 Prozent und 27,3 Prozent mit weniger als 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Falls Klassenfahrten gebucht werden, wählen die Schulen hauptsächlich Ziele im Inland (98,1 Prozent) aus. Das EU-Ausland liegt bei 17 Prozent und Großbritannien – vor Corona und dem Brexit ein sehr beliebtes Ziel für Schulfahrten – bei nur 5,7 Prozent.

Einsatz von Werbemaßnahmen
Viele Busreiseunternehmen in NRW unternehmen jedoch einiges, um den Kunden das Reisen wieder schmackhaft zu machen. 51,5 Prozent der Unternehmen haben deshalb einen Katalog oder einen Flyer für das Bewerben ihrer Reisen erstellt. 40,9 Prozent nutzen auch Newsletter, ihre Internetseite oder Online-Flyer zu Werbezwecken.

Langenfeld, 11. November 2021