Tarifkonflikt im privaten Omnibusgewerbe in NRW: Arbeitgeber legen trotz Streik Angebot vor

LANGENFELD. Der Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen (NWO) e.V. hat als Interessenvertretung der privaten Arbeitgeber im Omnibusgewerbe in NRW der Gewerkschaft ver.di in der heutigen Tarifrunde ein Angebot vorgelegt. Demnach soll die Arbeit unter schwierigen Bedingungen im Pandemiejahr 2020, soweit sie tatsächlich geleistet worden ist, bei Vollzeitkräften mit einer Einmalzahlung von 500 Euro honoriert werden (entspricht etwa zwei Prozent). Löhne und Gehälter sollen ab 1.1.2021 um zwei Prozent, ab 1.1.2022 um zweieinhalb Prozent und ab 1.1.2023 um dreieinhalb Prozent steigen. Das Angebot, das eine Laufzeit der Tarifverträge bis 31.12.2023 vorsieht, beinhaltet weiterhin eine Erhöhung der Jahressonderzahlung um zehn Prozent und deutliche Anhebungen der Ausbildungsvergütungen um rund 30 Prozent. In etwa
28 Monaten hätten die Beschäftigten dann gut zehn Prozent mehr Lohn in der Tasche.

Ver.di hat das Angebot, das für die Branche derzeit einen Kraftakt bedeutet, umgehend zurückgewiesen. „Für die privaten Arbeitgeber ist das völlig unverständlich“, sagt NWO-Geschäftsführer Christian Gladasch. „Anders als die öffentliche Hand im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes haben wir ein Angebot vorgelegt und senden damit ein positives Signal.“ Aber die Gewerkschaft halte an ihren überzogenen, die Realität des Jahres 2020 vollkommen ausblendenden Forderungen fest. Dabei müsse die Arbeitgeberseite die schwerste, durch die Pandemie ausgelöste und andauernde Krise der Branche in der Nachkriegszeit berücksichtigen. Sie werde im Reisebussektor noch mindestens das Jahr 2021 prägen.

Ver.di hatte allein für das Pandemiejahr 2020 Lohn- und Gehaltssteigerungen von
25 Prozent und für Folgejahre Steigerungsstufen von jeweils weiteren fünf Prozent gefordert. Begleitet wurde die Verhandlungsrunde zwischen NWO und ver.di für die im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Fernlinien- und Reiseverkehr tätigen Busunternehmen durch ganztägige Streiks bei zahlreichen Betrieben. „Das war eine unnötige Eskalation, die das Vertrauen der Bevölkerung, die für ihren täglichen Arbeitsweg auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, in die Zuverlässigkeit des ÖPNV beschädigt hat“, unterstreicht der Geschäftsführer.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 9. November 2020 anberaumt. Gladasch: „Der Ball liegt nun im Spielfeld der Gewerkschafter.“

Langenfeld, 29. September 2020